Die beiden Weltkriege und ihre Folgen
Der erste Weltkrieg forderte in der Gemeinde 28 Opfer.
2. Weltkrieg
Im zweiten Weltkrieg waren insgesamt 66 Menschenleben zu beklagen, und zwar 59 Gefallene und Vermisste und 7 Zivilopfer. Erhebliche Schäden waren durch die unmit-telbaren Einwirkungen des letzten Krieges in dem Dorf zu verzeichnen, auch die Be-völkerung mußte neue Opfer hinnehmen.
Am 26.11.1944 wurde Haustadt von der feindlichen Artillerie beschossen.
Am 27.11.1944 nachmittags kam aus Richtung Südwesten die erste feindliche Artilleriegranate nach Honzrath und schlug in dem Gelände des heutigen neuen Friedhofes ein. Gleich danach folgten noch einige Granaten, die in den oberen Wiesen einschlugen. Am anderen Tage flüchteten die Bewohner von Honzrath in die Felsenkeller, deren Eingang sie schnell mit einem Splitterschutz versehen hatten, indem sie Baumstämme schräg an den Eingang stellten und dann Sand dagegen warfen.
Am 30. November 1944 kam dann der Evakuierungsbefehl. Diesem Befehl sind nicht alle Bewohner gefolgt, hauptsächlich diejenigen, die sich im Felsenkeller vor den feindlichen Granaten sicher fühlten. Es waren etwa 250 Personen, hinzu kamen noch 150 Bekannte und Verwandte aus anderen Ortschaften. An jedem Ortseingang wurde auf Befehl des Kreisleiters von den zurückgebliebenen Einwohnern eine Panzersperre errichtet. So lag dann Honzrath Tag und Nacht in unregelmäßigen Abständen im Artilleriebeschuss durch amerikanische Geschütze, teils waren es Brennzünder, teils mittleren, teils schweren (bis zu 22 cm Durchmesser) Kalibers. Allein in der Nacht vom 31. Dezember auf den 1. Januar (Silvesternacht) bekam Honzrath 108 Schuss schweren Kalibers. Von dem Beschuss, der anscheinend für die Straßenkreuzung (Bäckerei Hahn) bestimmt war, ging ein großer Teil über das Dorf und landete als Blindgänger in den oberen Wiesen, wo sie zum Teil heute noch stecken mögen. Ein Blindgänger von 22 cm Durchmesser fiel mitten auf die Straßenkreuzung bei der Bäckerei Hahn, überschlug sich mehrmals bis durch die Haustür der Bäckerei und blieb vor der Theke liegen. Der Beschuss dauerte bis zum 14. Januar 1945.
Am 17. März 1945 sind die Amerikaner in das Dorf einmarschiert. Während dem Beschuss wurden in Honzrath drei Personen tödlich verletzt, vier Personen wurden leicht verletzt. 45 Häuser wurden durch den Beschuss mehr oder weniger beschädigt.
Der Honzrather Rudolf Weiß erinnert sich an Rückkehr aus der Evakuierung – der damals 15-Jährige war acht Tage unterwegs
Es war eine abenteuerliche Heimreise, die Rudolf Weiß vor 70 Jahren von Eschede in der Lüneburger Heide zurück nach Honzrath erlebte. In den Wirren des Zweiten Weltkrieges musste der heute 85-Jährige mit seiner Stiefmutter zunächst nach Zenn in Bayern und später nach Eschede flüchten.
In der heutigen Zeit, wo viele Menschen auf der Flucht sind, erinnert sich der 85-jährige Rentner Rudolf Weiß aus Honzrath an den 29. August 1945, als er nach abenteuerlicher, achttägiger Rückkehr aus der Evakuierung in Niedersachsen kommend wieder seinen Geburts- und Heimatort Honzrath erreichte. Damals, also vor genau 70 Jahren, nahm für ihn als 15-jähriger Junge ein unvergessenes Abenteuer einen guten Ausgang. Aufgrund dieser eigenen Erfahrungen hat er viel Verständnis für die Flüchtlinge der heutigen Tage, sagt Weiß im Gespräch mit der Saarbrücker Zeitung.
Es begann im Dezember 1944. Nachdem ihr Ort durch Artillerie beschossen worden war, mussten viele Honzrather evakuiert werden. Für mehrere Familien, so auch die Familie Weiß, hieß dies auf nach Neuhof an der Zenn in Bayern. Die 28-jährige Katharina Weiß, deren Mann im Krieg war, machte sich mit zwei Stiefkindern (darunter der damals 14–jährige Rudolf Weiß) und drei eigenen Kindern (fünf, drei und ein Jahr alt) nach dorthin auf. Eine Woche lang wohnte man bei einer Unternehmers-Witwe. Die sechs Personen mussten in zwei Betten schlafen. „Es sollte in dem Dorf keine längere Bleibe werden, denn die Saar-Franzosen waren dort unbeliebt“, erzählt Weiß. Die Stiefmutter habe dann dem Bürgermeister gesagt, dass sie eine Schwester in Eschede (Lüneburger Heide) habe und dahin wolle.
Im Zug ging es durch die verschneite Landschaft zum einem Hofgut bei Eschede. Hier begrüßte sie Gutsverwalter Schulz. Drei Zimmer standen Katharina Weiß und ihrer Schwester Anna mit ihren jeweils fünf Kindern zur Verfügung. „Aber die Unterbringung war besser als in Bayern“, erinnert sich Rudolf Weiß. Kurz nach ihrer Ankunft verstarben die beiden jungen Töchter des Gutsverwalters an Diphterie, denn es gab nicht das notwendige Penicillin. „Meine Stiefmutter schrieb an meine Oma Susanne über meine Erkrankung und was der Doktor gesagt hatte. Ich kam für etwa fünf Wochen ins Krankenhaus Celle. Nachdem ich zunächst einen Rückfall hatte, wurde es allmählich besser“, blickt er zurück. Er kümmerte sich später auf dem Hof um Pferde, Ochsen und Schafe. Durch den frühen Tod seiner Mutter 1933 wurde aus ihm ein „Oma-Kind“. So wollte er unbedingt heim zu seiner 72-jährigen Großmutter, um zu sehen, ob sie noch lebt, denn es gab keinen Kontakt. Die Stiefmutter und Geschwister waren informiert, als sich Rudolf Weiß mit trockenem Brot in der Tasche auf die Heimreise nach Honzrath machte. Vom Bahnhof Eschede ging es am Sonntag, 22. August 1945, in einem überfüllten Güterzug nach Hannover, wo er auf einer Bahnhofsbank übernachtete. Dann wollte er montags unbedingt mit einem Güterzug bis nach Düsseldorf. „Der war so voll, dass die Leute sogar auf das Dach kletterten. Ich stellte mich auf die Puffer zwischen zwei Waggons und hielt mich fest, denn es war die einzige Chance, noch mitfahren zu können. Zum Glück fuhr der Zug nicht so schnell und machte öfters halt, so dass ich wohlbehalten am Düsseldorfer Bahnhof ankam und übernachtete“, sagt Weiß. Dienstags kam er bis hinter Köln und schlief auch dort im Bahnhof. Mittwochs führte der Weg per Bahn weiter bis nach Moselweiß bei Koblenz, wo ein Schweinestall zum Nachtlager wurde.
Die Moselstrecke bewältigte er dann donnerstags teils mit dem Zug und teils zu Fuß, in Zell verbrachte er die Nacht. Freitags ging es bis nach Konz und samstags zu Fuß weiter bis nach Mettlach, wo er bei Bekannten übernachten und essen konnte, ehe dann sonntags, 29. August, morgens beizeiten die letzte Fußetappe von Mettlach über Merzig und Merchingen anstand. Kurz vor Honzrath kam ihm um die Mittagszeit Herbert Engstler aus der Hecke entgegen, der auf dem Rückweg vom Hochamt war. „Herbert, Jahrgang 1931, also ein Jahr jünger als ich, erschrak sehr, als er mich sah, denn im Dorf hatte man erzählt, ich sei an der Diphtherie verstorben“, erinnert sich Weiß. „Ja, das stimmt und ich dachte, ich sehe einen Geist vor mir“, erzählt Engstler.
Beide sind noch sehr rüstig, bis heute gute Freunde geblieben und spielten viele Jahre gemeinsam Fußball. Auch die Oma und Tante von Weiß waren damals erschrocken, als er ankam. Das elterliche Haus war zerstört, Stiefmutter und Geschwister kamen etwa ein halbes Jahr später ebenfalls heim und auch der Vater kehrte aus der Kriegsgefangenschaft zurück. „Angst hatte ich im Leben noch nicht, sonst hätte ich als 15-Jähriger sowas wie diese riskante Heimreise aus der Evakuierung nicht gemacht“, sagt Weiß und pocht auf sein Gottvertrauen. „Angst hatte ich im Leben noch nicht, sonst hätte ich als 15-Jähriger so was wie diese riskante Heimreise nicht gemacht.“ Rudolf Weiß
Rudolf Weiß (links) und Herbert Engstler, den er als ersten Honzrather bei seiner Rückkehr aus der Evakuierung antraf, sind bis heute beste Freunde geblieben. Foto: Norbert Becker
Quelle: vom 31. 08. 2015 |