Der Wilscheider Hof
Östlich von Honzrath, am Weg von Düppenweiler nach Reimsbach, liegt in einer Geländesenkung der Wilscheider Hof. In der Nähe ragt der markante „Geisknopf" aus dem Gelände hervor und beherrscht das Landschaftsbild. Politisch gehört der Hof heute zur Gemeinde Honzrath. Wie aus den Akten und Registern des ehemaligen lothringischen Amtes Siersburg zu entnehmen ist, bestand der Hof Willschidt schon um 1500.
Im Jahre 1545, nämlich am Donnerstag nach Quasi modo (Weißer Sonntag), wurden durch die Hofleute zu Honzrath die Grenzen und die Gerechtsame des Hofes neu gewiesen. Eine solche Weisung nannte man Weistum. Besitzer des Hofes Willschitt war damals der Edle Herr Jost von Bechell, Burgmann des Herzogs von Lothringen auf der Siersburg, Herr von Hymmersdorf, Fürweiler, Honzrath usw. Die Hofleute, die die Grenzen des Hofgutes weisen mußten, waren Diedrich der Meyer von Honzrath, Reinhard, Peter Schneider, Schue Hans, Peter Stambler, Endris Peters Claus, Peter Weber, Hans Scheffer, Petersmanns Bartel, alle von Honzrath, ferner Adam von Haustadt und Adam von Erbringen. Die Hofleute kontrollierten die Marken und stellten fest, daß am Reimsbacher Weg ein Markstein fehlte. Sie entschieden auch, daß eine Flur, „Veitgen Schyl" genannt, zum Hofgut gehöre. Auf die vorgelegten Fragen erklärten sie, daß niemand anders Gebot und Verbot auf Wilschitt habe, wie Herr Jost von Bechel. Die Nutzung der Langhalmweide gehöre dem Hofmann zu. Als Zehnten gab der Hofmann die fünfte Garbe. Als Zeugen unterzeichneten das Weistum Herr Christmann, Pastor zu Hie-dersdorf (Hüttersdorf), und Herr Claus, Pastor zu Weiller (Düppenweiler). Aufgenommen wurden die Aussagen der H. Hofschöffen von dem Notar Lorenz Cuntzes wildpader aus Walderfingen.
Der vorhin genannte Besitzer des Gutes, Jost von Bechel, war der letzte männliche Vertreter des Geschlechtes. Die Besitzungen der Familie gingen bei seinem Tode auf die Zandt von Merl über. Johann Zandt von Merl hatte die Tochter Hildegard des Jost von Bechel geheiratet. Die Zandt von Merl, die auch die Hälfte von Honzrath besaßen, verloren diese Besitzungen wahrscheinlich in der Französischen Revolution. Im Jahre 1844 wird eine Familie Kaiser auf dem Hof genannt, die - sechs Personen stark - nach Amerika auswanderte.
Um die Jahrhundertwende übernahm Christoph Müller aus Düppenweiler den Betrieb, der ihn 1912 an seinen Sohn Peter Müller vererbte. 1941, als Peter Müller in Rußland vermißt wurde, übernahm dessen Ehefrau Anna Müller geborene Weber den Betrieb und führte ihn bis zum Jahre 1951. Seit dieser Zeit wurde der Hof von verschiedenen Pächtern bewirtschaftet. Vor einigen Jahren wurde der früher 400 Morgen große Hof, der heute nur noch 10 Hektar Land unmfaßt, von den Eheleuten Bernhard und Hildegard Dreger aus Bedersdorf aufgekauft. Die Landwirtschaft liegt nunmehr still, der heutige Besitzer hat in dem Gebäude eine Gaststätte errichtet.